Die Fiat G 50 war der erster Jagdeindecker
mit einziehbarem Fahrwerk der in Italien gebaut wurde.
Um die Ausschreibung für einen Ganzmetalljäger
für die Regia Aeronautica bewarben sich 1935 neben Fiat mit
der G 50 weitere fünf Maschinen. Allesamt waren diese jedoch nicht
auf der Höhe ihrer Zeit. Obwohl die Macchi MC 200 die Testreihe dominierte,
wurde die Fiat G 50 seltsamerweise zum Sieger erklärt und ein Erstauftrag
über 45 Jäger erteilt. Die Fiat G 50 wurde, wie auch die MC 200
und
Fiat CR. 42, von dem bulligen Fiat A 74 RC
38 Doppelsternmotor mit nur 840 PS angetrieben.
Den Namen "Freccia" (Pfeil) verdiente sich
die G 50 mit einer Spitze von 470 km/h nicht gerade.
Auch bewaffnet war sie schwach, wie alle damaligen
ital. Jäger nur mit zwei 12,7 mm MG.
Mit den ersten ausgelieferten Maschinen wurde
eine bei Rom stationierte Testeinheit gebildet.
Im Januar 39 verlegte man dann die von Maj.
Mario Bonzano geführte Einheit "Frecce"
mit 12 Maschinen nach Spanien, um den neuen
Jäger unter Kampfbedingungen zu testen.
Aber der Bürgerkrieg endete, ohne das
sich die wendige, aber untermotorisierte und schwach bewaffnete Fiat G
50 beweisen konnte. Die Maschinen wurden dann der spanischen Luftwaffe
überlassen, die mit ihnen die Grupo de Caza 27 ausstattete.
Fiat G 50,
geflogen von Maj. Bonzano,
Erprobungseinheit "Frecce",
Spanien, Januar 39.
Eine der wenigen "Erkenntnisse" aus Spanien
war, daß den Piloten das schwer zu öffnende Schiebedach störte.
Anstatt das Problem zu lösen, wurde in der Serie, wie auch bei der
MC 200,
ein offenes Cockpit eingeführt.
Im Oktober 39 testete eine finnische Kommission
in Littorio die "Freccia" und bestellte daraufhin 25, und nach dem russischen
Angriff nochmal 10 Jäger. Die Maschinen wurden bis zum Juni 40 an
Finnland ausgeliefert, wobei zwei bei Unfällen verloren gingen. Bis
zum 13. März 40, dem Ende des Winterkrieges, schoss die Le Lv 26 bei
zwei eigenen Verlusten 13 Maschinen der Russen ab. Auch im Fortsetzungskrieg
an der Seite Deutschlands, zeigte die Fiat G 50, das sie sich mit erfahrenen
Piloten
gegen die sowjetischen Polikarpow I - 16, I - 152 und I - 153 durchsetzen
konnte.
Später, gegen die nächste Generation
der russ. Jäger wie LaGG 3 oder La 5, hatte sie mit ihrer Höchstgeschwindigkeit
von nur 470 km/h aber kaum eine Chance. Aber erst im Juni 44 wurde die
G 50 aus dem Fronteinsatz herausgezogen.
Bis dahin hatten die couragierten finnischen
Piloten mit ihren Fiat aber 88 Luftsiege verbuchen können. Zwölf
G 50 gingen verloren, allerdings nur zwei bei Luftkämpfen.
Stabsfeldwebel Tuorminen, das "Ass" unter den
finnischen G 50 Piloten , gelang es 23 Flugzeuge mit dem roten Stern zum
Absturz zubringen.
Fiat G 50,
Le Lv 26, finnische Luftwaffe,
Utti, April 40.
Bei der Regia Aeronautica standen am 10. Juni
40, dem ital. Kriegseintritt , 89 Fiat G 50 bei
der 20., der 21. und 22. Gruppo im Einsatz.
Die Piloten schätzen die Maschine nicht sonderlich.
Obwohl robust, machte die harte Steuerung und
das schwierige Landeverhalten die Fiat G 50 unbeliebt, und man zog die
MC 200 oder gar den Doppeldecker Fiat CR. 42 vor.
Ohne jeglichen Erfolg war der Einsatz der G
50, wie der des gesammten ital. Kontingentes,
in der Luftschlacht um England. Nicht einen
Luftsieg konnten die eingesetzten Jäger vom Typ
Fiat G 50 und CR. 42 erzielen.
In der Zwischenzeit war die Fiat G 50 bis in
Serie gegangen.
Die Maschine war aerodynamisch verfeinert worden,
hatte ein neues Seitenleitwerk bekommen.
Die Reichweite wurde vergrößert.
Aber verbesserte Leistungstaten waren nicht festzustellen.
Die 358. Squadriglia traf im Dez. 40 als erste
"Freccia" Einheit im Castel Benito in Libyen ein.
Da die Jäger aber über keinen Sandfilter
verfügten, schmolz die Zahl der einsatzfähigen Maschinen schnell.
Erst im Feb. 41 wurden Filter an den Maschinen angebracht (Fiat G 50 AS).
Im Griechenlandfeldzug konnte sie sich gegen
den griechischen Jäger P.L.Z. 24 f, durchsetzen.
Traf die G 50 jedoch z.B. auf den agilen
Doppeldecker Gloster Gladiator, und ließ sich auf einen Kurvenkampf
ein, zeigten sich trotz der höheren Geschwindigkeit rasch die Grenzen
des Fiat Jägers. Der "Freccia" Pilot mußte schon geschickt taktieren,
um nicht ins Hintertreffen zu gelangen.
Einer Hawker Hurricane ging er am besten aus
dem Weg.
Zum Ende des Balkanfeldzuges im April 41 meldete
die eingesetzte 154. Gruppo
aber 52 sichere Luftsiege.
Fiat G 50 bis AS,
beim warmlaufen des Triebwerkes.
An der Front in Nordafrika wurden unter den
Flügeln oft 100 kg Bomben angebracht, und der Jagdbomber bewährte
sich im Einsatz gegen englische Truppenansammlungen.
Aber als Jäger mußte sich der ital.
Pilot schon mächtig "ins Zeug legen" um gegen eine Hurricane, eine
Kittyhawk, oder gar gegen eine Spitfire überleben zu können.
Ab 1942 wurde die G 50 dann fast nur noch als
Jagdbomber eingesetzt oder operierte auf Nebenkriegsschauplätzen.
Im August 41 startete die Fiat G 50 V zu ihren
Jungfernflug. Ein DB 601 wurde in eine modifizierte
G 50 eingebaut. In Serie ging die 580 km/h
schnelle Maschine aber nicht. Der DB 601 stand nicht in ausreichenter Zahl
zu Verfügung und die Macchi MC 202 und Reggiane Re 2001 hatte den
Vorrang bei der Zuteilung der bei Alfa Romeo in Lizenz gebauten Motoren.
Als vom 09. auf den 10. Juli 43 die Alliierten
auf Sizilien landeten, warf die Regia Aeronautica
alles was fliegen konnte, nach Süden.
Dazu gehörten auch die mit G 50 ausgerüsteten 158.
und 159. Gruppo Assalto (Jagdbomber). Die 57
Jagdbomber griffen die Invasionsflotte und die gelandeten Truppen an. Nur
die Hälfte der Maschinen kehrte zurück.
Der Opfergang war allerdings vergeblich, die
gegnerische Übermacht erdrückend.
Gegen die Alliierten P- 38, P-40, P- 51, P-
47 und Spitfire waren sie machtlos.
Fiat G 50 bis,
163. Squadriglia,
Süditalien, Juli 43.
Nach dem Abfall Italiens wurden rund vierzig
Fiat G 50 als Schulflugzeuge im Dienst
der deutschen Luftwaffe übernommen.
Diese wurden dann nach dem Erstehen der Aeronautica
Nazionale Republicana (ANR) an diese zum Größtenteil abgegeben
und auch dort zur Schulung eingesetzt.
Einige G 50 dienten bei der süditalienischen
co-belligerent Air Force.
Insgesamt wurden von diesem Fiat G 50 791 Maschinen
gebaut, inbegriffen 100 zweisitzige G 50 B Schulmaschinen. Der kroatischen
Luftwaffe wurden im Juni 42 zehn G 50 bis überlassen,
die zur Partisanenbekämpfung eingesetzt
wurden.
Die letzten Fiat G 50 wurden erst im Juni 47
bei der finnischen Luftwaffe ausser Dienst gestellt.
Mit dem Erscheinen des DB 605 wurde die Fiat
G 55 entwickelt.
Die 630 km/h schnelle Maschine, die auch die
Aufmerksamkeit der deutschen Luftwaffe erweckte,
kam allerdings in nur geringen Stückzahlen
an die Front und wurde dann hauptsächlich von den Luftstreitkräften
der "Repubblica Sociale Italiana" (RSI) eingesetzt.
Dieser Jäger konnte sich mit den besten
Maschinen der Alliierten messen.
Die junge Republik, offiziell von Mussolini
geführt, baute neue Streitkräfte auf.
Ihre Luftwaffe, die "Aeronautica Nazionale
Repubblicana" (ANR), flog anfangs vornehmlich ital. Material. Im weiteren
Verlauf des Krieges, übernahm sie dann zunehmend, von Deutschland
gelieferte Maschinen, wie u.a. die Messerschmitt Bf 109.
Fiat G 55/I Centauro
4. Squadriglia, 2. Gruppo der ANR,
Norditalien, Feb. 44.
Die gezeigte Fiat G 55/I trägt die Hoheitszeichen
der ANR,
wie sie nach deren Gründung eingeführt
wurden.
Die ital. Farben an Rumpf und Leitwerk,
sowie Liktorenbündel auf den Tragflächen.
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