Die Geburt der Jagdwaffe,
wie Phönix aus der Asche.

Gliederung, Stellenbesetzung, Liegeplätze, Maschinen,



von 1918 bis 1939



Am 11. November 1918 endete der Weltkrieg, von dem noch keiner wußte das er der "Erste" war. 
Das Kaiserreich wurde in Versailles, durch Auferlegen der alleinigen Kriegsschuld, sowie den harten Waffenstillstandsbedingungen, gedemütigt. Der Kaiser dankte ab und Deutschland wurde entwaffnet. 
Sein Heer wurde auf 100 000 Mann beschränkt. Die stolze Hochseeflotte versenkte sich in Scapa Flow selbst. 
Alle schweren Waffen und Militärflugzeuge wurden verboten. Die Luftstreitkräfte des Deutschen Reiches existierten 
nicht mehr. Männer wie Richthofen, Boelcke, Immelmann, Udet und viele mehr, hatten sich in ihr einen Namen gemacht. 
Jagdmaschinen wie die berühmte Fokker Dr. I, die Albatros D. III / D. V, oder die Pfalz D. III 
hatten ihren Gegnern das Fürchten gelehrt.
 
 

Albatros D. Va,
Jasta (Jagdstaffel) 79b,
Westfront, Frühling 1918.

Die erstklassigen Fokker D. VII und D. VIII  waren mit die besten Jäger des Ersten Weltkrieges.
Die D. VII hinterließ auf die Alliierten einen so starken Eindruck, das sie namentlich in 
der Liste, der zur Auslieferung bestimmten Waffen, genannt wurde: 

"..... in erster Linie alle Apparate Fokker D. VII ..." 

Viele Maschinen beider Typen flogen nach dem Krieg in zahlreichen Luftwaffen anderer Nationen. 
So schmuggelte ihr Konstrukteur Anthony Fokker, der gebürtiger Holländer war, nach dem Ende des "Großen Krieges" eine größere Anzahl von D. VII in die Niederlande. 
Des weiteren flog der Typ u.a. in Belgien (324 Maschinen!), in Finnland, in Lettland, in der Schweiz oder in der Ukraine. 
Einer der Hauptnutzer war die polnischen Luftwaffe. Die Polen, die eine Ansammlung von alliierten und deutschen Maschinen flogen, setzten die Fokker D. VII ausgiebig in ihren Konflikt mit der jungen UdSSR ein.
In etwa 180 Fokker D. VII und D. VIII wurden in die Vereinigten Staaten gebracht, und dort eingehend getestet. 
Einige wurden dort auch stellenweise mit unterschiedlichen Antrieben geflogen.
 
 

Fokker D. VII,
polnische Luftstreitkräfte.


Die "junge Republik" von Weimar sah sich in Europa gut gerüsteten Nachbarn gegenüber.
Einige dieser Staaten hofften, die militärische und politische Schwäche des Deutschen Reiches ausnützen zu können, bzw. taten dieses auch ( polnischer Einfall in Oberschlesien 1921, oder die Besetzung des Ruhrgebietes durch Frankreich und Belgien 1923. Im gleichen Jahr die Annexion des Memellandes durch Litauen). 
Das Deutsche Reich konnte dem Ganzen nur ohnmächtig zusehen. 
Polen und die Tschechoslowakei waren dem Reich militärisch überlegen, und wußten zudem Frankreich auf ihrer Seite, das damals als stärkste Militärmacht galt. Deutscherseits suchte man daher nach Möglichkeiten, die Auflagen des Waffenstillstandsvertrages zu umgehen um das Rüstungsdefizit einigermaßen ausgleichen zu können. 
Ein geheimes Militärabkommen mit der UdSSR ermöglichte es der Reichsregierung die Beschränkungen teilweise auszuhebeln. So wurde 1925 in Lipzek, in der Sowjetunion, die "Fliegerschule Stahr" eröffnet. In dieser wurden bis 1933 225 Mann ausgebildet, die den Kern der geheimen Luftwaffe bildeten. Das Flugzeugmaterial umfaßte die verschiedensten Typen, angefangen von alten Kriegsmaschinen wie der Fokker D. VII, bis hin zur modernen Fokker D. XIII.
 
 

Fokker D. XIII,
geflogen von Max Ibel, einen späteren Kommodore des JG 27.
Lipzek, in der UdSSR, Sommer 32.

Die Maschinen der Reichswehr in der UdSSR trugen keinerlei Hoheitszeichen. Auch wurden keine Uniformen getragen, um der Schule einen zivilen Charakter zu geben. 
Viele der Schulmaschinen wurden später der sowjet. Luftwaffe überlassen. 


Die Machtübernahme Hitlers und seiner NSDAP am 30. Januar 1933 wurde von der Reichswehr im allgemeinen begrüßt. Hermann Göring, ein "Ass" des Weltkrieges, der nach dem Tod von Manfred von Richthofen dessen Geschwader führte,
gehörte zu den ersten Anhängern der Bewegung und zum engeren Kreis um Hitler. 
So wurde er von diesem zum Luftfahrtminister ernannt. Als eine der ersten Maßnahmen wurde beschlossen,
die geheime Ausbildung in der Sowjetunion zu beenden. 
Eine Zusammenarbeit mit den "Bolschewisten" passte nicht zu der politischen Zielsetzung der Partei. 
Mit dem Italien Benito Mussolini's, das zu den Siegermächten von 1918 gehörte, wurden im Frühjahr 33 Verhandlungen aufgenommen und zum Abschluß gebracht. Im August 33 fand, ebenfalls unter absoluter Geheimhaltung, 
der erste Jagdfliegerlehrgang in Italien statt. Die praktische Ausbildung erfolgte vornehmlich auf Fiat CR. 20 und CR. 30. 
Die Lehrgänge in Italien wurden im Frühling 34 durch die beginnende Krise in Österreich überschattet. 
Österreichische Nationallisten unternahmen, vom Reich unterstützt, einen bewaffneten Aufstand gegen die Regierung. 
Und Italien, selbst ernannte Schutzmacht der Alpenrepublik, hatte (noch) Interesse an der Aufrechterhaltung eines unabhängigen Österreichs, als Art "Puffer" gegen Deutschland. Aber die zunehmende Isolation Italiens im Völkerbund, hervorgerufen durch seine imperialistische Aussenpolitik, machten es empfänglich gegen die Annäherungsversuche Deutschlands. Letztendlich führte dies bekannterweise zu der "Achse Rom - Berlin".
Es folgten dann noch weitere Lehrgänge, bis im Oktober 34 dieses Programm beendet wurde.
Ab diesem Zeitpunkt hatte die Luftwaffe genügend Kapazität, um selbst Piloten in ausreichender Zahl auszubilden.
Im März 1935 wurde die Existens der, bis dahin geheim gehaltene, Luftwaffe offiziell bekannt gegeben. 
Dies war ein eklatanter Bruch des Vertrages von Versailles. Erste Jäger der Luftwaffe waren die Arado Ar 64 und Ar 65. Beide Typen waren aber nicht auf der Höhe ihrer Zeit und entsprachen ehr Schulmaschinen. 
 
 

Arado Ar 65 E-1,
I./ JG 134 "Horst Wessel",
April 35.
Die Arado trägt noch eine Zivilkennung.

Zeitgenössischen Jagdmaschinen anderer Nationen, wie der brit. Bristol Bulldog, der franz. Dewoitine D. 500 / D. 510 
oder der ital. Fiat CR. 32 waren die Arado Maschinen bei weitem nicht gewachsen. Aber auch der polnischen P.L.Z. P.11 und den Avia B- 534 der Tschechoslowakei waren der Maschine von Arado klar überlegen. 
  
 

Dewoitine D. 510 C-1,
3.e Escadrille, GC II/1,
Frankreich, Ende 1936.

Daher wurde ernsthaft in Erwägung gezogen, die ital. Fiat CR. 32 (den viele als den besten Jäger dieser Zeit bezeichneten) zu importieren. Dieses Vorhaben scheiterte u.a. daran, das die Italiener trotz Zusage dann doch nicht liefern wollten.
(Nach dem Anschluß Österreichs im März 38 gelangten dann aber doch eine größere Anzahl des Fiat Jägers zu der
Luftwaffe. Anfang 36 hatte das österreichische Bundesheer 45 Maschinen von Italien geliefert bekommen.
Die CR. 32 wurde von der Luftwaffe in den Schulen geflogen, einige wurden nach Ungarn verschenkt.) 

 

Links:    Fiat CR. 32 bis, takt. Nr. 147,  des österr. Jagdgeschwader II, Wiener-Neustadt, Sommer 1937.
Rechts:  Die gleiche Maschine, jetzt mit Luftwaffenmarkierung in einer Schuleinheit.

Ende 1935 verfügte die junge Luftwaffe bereits über 20 000 Mann und immerhin 1 880 Flugzeuge, 
wobei allerdings ein Großteil dieser Maschinen keinen allzu großen Kampfwert besaßen.
Ihre ersten Standartjäger, die den Namen "Jäger" auch verdienten, waren die 1934 erschienenen 
Heinkel He 51 A und  Arado Ar 68 E / F. Beide Typen konnten im Vergleich mit den besten Jägern ihrer Zeit bestehen. Aber auch die unzulänglichen Ar 65 wurden noch in den Einsatzverbänden geflogen. 
 
 

 Heinkel He 51 A-1,
Stab I./ JG 132 "Richthofen",
Berlin-Döberitz, März 1936.

In der Erprobungsstelle in Rechlin wurde zu dieser Zeit aber bereits der Nachfolger der Doppeldeckerjäger gesucht. 
In der Konkurrenz zur Arado Ar 80, der Focke Wulf  Fw 159 und der Heinkel 112, setzte sich die Messerschmitt Bf 109 durch,  und sollte der neue Standartjäger der Luftwaffe werden. 
Heinkel sollte aber eine Kleinserie einer überarbeiteten Version der He 112 für den Export fertigen.


Nach einem Attentat auf den Führer der spanischen Rechten am 13. Juli 1936, brach eine Militärrevolte in Spanien 
und seinen nordafrikanischen Besitzungen aus, angeführt von General Franco.
Italien und Deutschland unterstützten fortan die Nationalen, während die Sowjetunion und kurzfristig Frankreich, der republikanischen Regierung zur Seite standen. Im August trafen die ersten deutschen und italienischen Jagdflugzeuge in Spanien ein. Sechs Heinkel He 51 und zwölf Fiat CR. 32 wurden den Nationalspaniern übergeben. 
Deutsche Ju 52 und ital. SM. 81 flogen zwischenzeitlich rund 10 000 Soldaten General Franco's 
von span. Marokko nach Südspanien. Im  November 36 wurde dann offiziell die Gründung der "Legion Condor" bekannt gegeben. Der Freiwilligenverband bestand u.a. aus der Jagdgruppe J/ 88 mit seinen vier Jägerstaffeln.
 
 

 Heinkel He 51 B-1,
1. Staffel J /88,
geflogen von Lt. "Harro" Harder, 
Frühling 1937.

Gegen die veralteten Jäger der "Roten", wie der Nieuport-Delage ND 52, wurden die Piloten in ihren He 51 B-1 nicht sonderlich gefordert. Gegen die von der Sowjetunion gelieferten Polikarpow I-15 hatten die Heinkel  Jäger
jedoch einen schweren Stand. 
 
 

Polikarpow I-15,
1. Escuadrilla, Fuerza Aereas Republicanas,
Monjos, Dez. 38.

Als dann Ende 36 Polikarpow I-152  und I-16 (zum teil auch von russ. Piloten geflogen) an der Front erschienen, 
wurde der Heinkel Jäger deklassiert, und die Luftüberlegenheit ging an die republikanische Seite. 
Der einzige Jäger der Nationalen, der es mit den neuen sowjet. Jägern aufnehmen konnte, war bis dahin die Fiat CR. 32. 
Durch seine beeindruckende Wendigkeit war der ital. Jäger selbst für eine I-16 "Rata" ein ernsthafter Gegner,
und die republikanischen Piloten hatten großen Respekt vor dem italienischen Doppeldecker. 
Erst das Erscheinen der  Messerschmitt Bf 109, einigen Heikel He 112 und später der italienischen Fiat G 50 brachte den Nationalen allmählich die Luftüberlegenheit über Spanien. Die Legion Condor setzte dann die übrig gebliebenen He 51 B-1 vornehmlich als Jagdbomber (He 51 C-1) ein, bzw. übergab die Maschinen an spanische Einheiten.
 
 

Messerschmitt Bf 109 B-1,
geflogen von Uffz. Norbert Flegel,
2./ J  88, Legion Condor, 
Spanien, April. 37.

Als im Feb. 39 der Krieg in Spanien endete, konnte die Legion Condor 314 offiziell bestätigte Luftsiege an ihre Fahne heften. Werner Mölders, Staffelkapitän der 3./ J 88 zwischen Mai und Nov. 38, hatte 14 Luftsiege erringen können und war damit der erfolgreichste deutsche Pilot. Viel wichtiger waren aber die taktischen Neuerungen die durch Mölders eingeführt wurden. Als taktische Grundeinheit wurde die Kette ( 3 Maschinen ) durch die Rotte ( 2 Maschinen ) bzw. 
den Schwarm ( 2 Rotten ) abgelöst. Diese Lehren verschafften der Luftwaffe den nötigen Vorsprung in der Luftkriegsführung, durch die die Erfolge, in den "Blitzkriegen" der ersten Jahre des kommenden Krieges, erst möglich wurden. Auch ein künftiger Pilot des JG 27 konnte über Spanien seine ersten Siege verbuchen. Wilhelm Balthasar errang
7 Luftsiege, vier davon am 7. Feb. 38 innerhalb von sechs Minuten. Dagegen interpretierte die ital. Luftwaffe die Lehren des Luftkrieges über Spanien zum Teil falsch. So glaubte die Regia Aeronautica, durch die Erfolge der Fiat CR. 32 geblendet, weiterhin an die Kampfkraft der Doppeldecker. Sicher war die CR. 32 einer der besten Jäger des Krieges über Spanien,  aber gegen die Leistungen der neuen Eindecker konnten die Doppeldecker nicht mehr bestehen. 
Mit 41 Abschüssen, größtenteils mit der Fiat CR. 32 erzielt, war der spanische Comandante (Hauptmann) Morato der erfolgreichste Pilot des spanischen Bürgerkrieges.
 
 

Fiat CR. 32 bis,
geflogen von Comandante Morato,
2-G-3, "La Patrulla Azul",
Spanien, April 37.



Während und nach des spanischen Bürgerkrieg, ging der Ausbau der Luftwaffe weiter. Die gemachten Erfahrungen wurden an den Schulen bzw. in den Einheiten von den in Spanien eingesetzten Flugzeugführer an die jungen Piloten weiter gegeben.
 

Heinkel He 51 B-1,
3./ JG 135,
Bad Aibling, April 38.
Beachtenswert, die Hitler Karikatur auf den Rumpf!

In den letzten Monaten bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, flogen in den Jagdgruppen neben 
den neuen Bf 109 E-1 noch viele der älteren Bf 109 B, C und D. 
 
 

Messerschmitt Bf 109 C-1,
2./ JGr. 176,
Gablingen, Juni 39.

Viele Einheiten waren aber auch noch auf die Doppeldecker He 51 und Ar 68 angewiesen, oder befanden sich gerade in der Umrüstung auf die Messerschmitt. Während der Sudetenkrise im Herbst 38, war die Luftwaffe quantitativ sogar den Luftstreitkräften der Tschechoslowakei unterlegen. 
 
 

Arado Ar 68 E-1,
III./ JG 142 "Horst Wessel",
Lippstadt, Mai 39.
Diese Einheit wurde später zur III./ ZG 26 "Horst Wessel" und flog Bf 110.

Die größte Stärke der Luftwaffe lag in der vorzüglichen Ausbildung ihrer Besatzungen und ihren Erfahrungen die sie in Spanien gemacht hatten. Aber sie war, wie die gesamte Wehrmacht,  weit davon entfernt einen gleichzeitigen Krieg gegen Großbritannien, Frankreich und Polen, geschweige einen "Weltkrieg" führen zu können. Sie war für einen begrenzten Konflikt mit Polen gerüstet, nicht aber für einen Zweifrontenkrieg. Ein energisches Vorgehen der Westmächte im 
Herbst 1939, hätte das Deutsche Reich nie und nimmer standhalten können. 
Diesen Fehler, im Herbst 39 nicht offensiv zu werden, sollte Frankreich im Mai / Juni 1940 teuer bezahlen. 
Zu sehr hatte sich eine defensive Militärdoktrin und das Vertrauen auf die Magniotlinie durchgesetzt.
 



 
 
1939, Aufstellung und Polenfeldzug.
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