Chronik des JG 27

Gliederung, Stellenbesetzung, Liegeplätze, Maschinen,


April 1941
"Auf dem Balkan"


Der Balkanfeldzug, 06. April 41,
Luftflotte 4
 

Stab JG 27 Belica, Bulgarien Bf 109 E-4/ 7
   2./ JG 27 Graz Bf 109 E-4/ 7
   3./ JG 27  Graz Bf 109 E-4/ 7
 II./  JG 27 Belica Bf 109 E-7
III./ JG 27 Belica Bf 109 E-7



 

Am 28. Oktober 1940 begann, von Albanien aus, der Angriff Italiens auf Griechenland. Der deutsche Bündnispartner wurde von diesem Angriff vorab nicht informiert. Die Italiener versprachen sich, gegen die schlecht ausgerüsteten Griechen, einen schnellen Sieg. So verfügte die griechische Luftwaffe z.B. nur über 44 Jäger, 39 Bomber und 66 Aufklärer. Die Mehrzahl dieser Maschinen war hoffnungslos veraltet. Neben einigen Gloster Gladiator, bildete der aus Polen stammende Jäger P.Z.L. P. 24f den Kern der griechischen Jagdwaffe. 
 

 P.Z.L. P. 24f,
22. Mira Dioxeos,
November 40.

Für gut geflogene Jäger der Regia Aeronautica, wie die Fiat G 50, Macchi MC 200, und selbst für den Doppeldecker Fiat CR. 42,  waren diese Maschinen allerdings keine allzu ernsten Gegner. 
 
 

Fiat G-50,
354. Squadriglia,
Albanien, Nov. 40.

Einen Tag nach dem ital. Angriff besetzten die Engländer Kreta. Von dort aus lagen die wichtigen rumänischen Ölfelder nun in Reichweite ihrer Bomber. Kurz darauf betraten die Briten auch das Festland und unterstützten die Griechen. Der ital. Vormarsch kam nach 30 km und schweren Verlusten zum Stehen. Mitte Nov. 40 warfen die Griechen die Italiener sogar nach Albanien zurück. 
Im Dezember 1940 gerieten die ital. Aktionen auf dem Balkan, wie auch in Nordafrika, endgültig ins Stocken. Diese Entwicklung im Südosten Europas bedeutete eine Gefahr für die dt. Angriffspläne gegen die UdSSR. Hitler war entschlossen diese Bedrohung der Südflanke auszuräumen. Nachdem dann auch noch ein Staatsstreich in Jugoslawien den deutschfreundlichen Prinzregenten vom Thron jagte (das Land war am 25. März dem Dreimächtepakt beigetreten), begann am 06. April 41 
das Unternehmen "Marita", der Angriff auf Jugoslawien und  - von Bulgarien aus - auf Griechenland. 
Jugoslawien besaß zu dieser Zeit, in etwa, 160 Bomber, 40 Aufklärer und 180 Jäger.
Ein Großteil dieser Maschinen war veraltet, wie die Jäger Hawker Fury  (Doppeldecker), 
und  Ikarus IK-2 (Hochdecker). 
Dagegen gehörten einige Flugzeuge zu den mordernsten ihrer Zeit. 
So verfügte die Bomberflotte über 70 Dornier Do 17 Kb-1, einer Exportversion der Do 17 Bomber 
der dt. Luftwaffe, sowie über eine Anzahl von Bristol Blenheim Mk. I.
Unter den Jägern befanden sich 48 Hawker Hurricane Mk. I und 73 Bf 109 E-3.
In einer Hurricane bauten die Jugoslawen, versuchsweise, sogar den DB 601 einer Bf 109 E-3 ein. 
 

Hawker Hurricane Mk. I,
der kgl. jugosl. Luftwaffe.

Den Messerschmitt Jäger hatten die Jugoslawen vom Reich geliefert bekommen. Doch die fehlende Kampfpraxis ihrer Piloten, sowie fehlende Ersatzteile, ließen die jugosl. Bf 109 zu einem stumpfen Schwert werden. Das Gleiche galt auch für die mit der Hurricane ausgerüsteten Einheiten. 
 
 

Bf 109 E-3,
104. Eskadrilla, 32. Grupa,
Serbien, April 41.

Wenngleich dadurch die Luftwaffe nicht allzu sehr gefordert wurde, so kam es durch die 
jugosl. Bf 109 doch zu einigen Mißverständnissen bei der Freund-Feind-Kennung. Verwirrung schuf zusätzlich auch, daß das Hoheitszeichen der kgl. jugosl. Luftwaffe ein Kreuz beinhaltete.

Das Hoheitszeichen der königlich jugoslawischen Luftwaffe.

Als Identifizierungshilfe strichen die dt. Jagdgruppen die Nasen ihrer Bf 109 gelb an, wie sie es zuweilen schon während der Luftschlacht um England getan hatten. Als ausgezeichnete Jagdmaschinen erwiesen sich auch die Rogozarski IK-3. Doch waren von diesen Typ, der stark der Hawker Hurricane ähnelte, bis zum 06. April nur 12 Maschinen ausgeliefert worden.
 
 

Rogozarski IK-3,
161. Eskadrilla, 51. Grupa,
kgl. jugosl. Luftwaffe,
Zemun, April 41.

Auch Ungarn beteiligte sich in geringem Umfang an dem Angriff auf Jugoslawien. Neben Heeresverbänden kamen auch 6 Jagdstaffeln zum Einsatz. Diese waren ausschließlich mit Maschinen ital. Herkunft ausgerüstet: Die beiden Fiat Jäger CR. 32 und CR. 42, sowie die Reggiane Re. 2000. 
 
 

Fiat CR. 32,
kgl. ungarische Luftwaffe,
Ungarn, April 41.

Italien eröffnete ebenfalls am 06. April die Feindseligkeiten gegen Jugoslawien, und bot hierfür über 
600 Flugzeuge auf. Bei fünf eigenen Verlusten schossen diese fünf Gegner ab und zerstörten rund 100 Maschinen am Boden.


Die Wehrmacht befand sich im März 41 bereits im Aufmarsch für das Unternehmen "Barbarossa", 
und wurde von den Ereignissen, in Jugoslawien und Griechenland, völlig überrascht. 
Aus dem Stehgreif heraus mußte ein Operationsplan geschaffen werden. Bis Mitte März waren 400 Maschinen, unter Luftflotte 4, auf Stützpunkten in Bulgarien zusammen gezogen. Nach der Revolte in Belgrad, verlegte die Luftwaffe weitere 600 Flugzeuge an die Grenze zu Jugoslawien, 
sowie nach Bulgarien und Ungarn. 
Nachdem am 06. April der Feldzug eröffnet wurde, kam auch das JG 27 zum Einsatz. 
Während die 1. Staffel seit den ersten Märztagen auf Sizilien lag, und von dort Einsätze gegen Malta flog, befanden sich die 2./ und 3./ JG 27 in Graz. Bereits am ersten Tag des Feldzuges flog die 3. Staffel einen erfolgreichen Angriff gegen den Flugplatz von Laibach.
Hierbei erhielt die Bf 109 E-7 von Oberfähnrich Marseille links vorne einen Flaktreffer. 
 

"Da hat's gerumst",
Oberfähnrich Marseille und das "Loch" in seiner Bf 109.

Der zukünftige "Stern von Afrika" landete aber glatt in Graz. Am 10. April verlegten die beiden Staffeln der I./ JG 27 nach Agram, kehrten aber nach kurzer Zeit über Graz nach München zurück. 
Von hier aus begann dann die lange Reise über Sizilien nach Libyen. Am 22. April traf dann die 
I./ JG 27 mit allen drei Staffeln in Nordafrika ein. Bis zum Jahresende 41 blieb die I. Gruppe, auf dem neuen Kriegsschauplatz, vom Geschwader getrennt. 
Für die übrigen Verbände des JG 27 begann nun erst das Unternehmen auf dem Balkan. 
 
 

Bf 109 E-7, 
Hptm. Lippert, Gruppenkommandeur II./ JG 27,
Bulgarien, März 41.

Die II./ JG 27 und der Geschwaderstab verlegten von Detmold über Wien nach Bukarest, 
das am 25. Januar erreicht wurde. Am 02. Feb. traf auch die III./ JG 27 in der rumänischen Hauptstadt ein. Von dort aus ging es weiter nach Bulgarien. Der Stab und die III./ JG 27 lagen am 10. März 41 in Belica im Strumatal, sechs Tag später erreichte auch die II. Gruppe den Horst.
 
 

Bf 109 E-7, 
III./ JG 27,
Bulgarien, April 41.

6. April 1941, 5.20 Uhr. Mit untergehängten 250 Kg Bomben starteten die Bf 109 von ihrem Liegeplatz zu ersten Angriffen. Auf dem Flugplatz von Alexandrowo wurden sieben Maschinen zerstört. 
Gleich am ersten Tag verliert die III. Gruppe vier Maschinen. Der Kapitän der 8. Staffel, Olt. Becker, sowie Ofw. Faltings und Ofh. Eckard sind hierbei gefallen und Leutnant Faber in Gefangenschaft geraten. Hierfür kann die II./ JG 27 am 10. April ohne eigene Verluste sechs Blenheim Bomber der RAF abschießen. Westlich Trikkala kam es am 15. April zu Luftkämpfen mit britischen und griechischen Jägern, in dessen Verlauf, ohne eigene Verluste, sechs Gegner abgeschossen werden konnten. 
Olt. Rödel konnte eine P.Z.L. 24, eine Hurricane und eine Gladiator bezwingen.
Olt. Wiesinger und Lt. Börngen je eine Gladiator, eine weitere P.Z.L. ging an Ofw. Schulz. 
 
 
 

Gloster Gladiator Mk. I,
21. Mira Dioxeos, März 41.

Bereits am 16. April belegten Teile des JG 27 den ersten griechischen Flugplatz. In Ptolemais herrschte Hochbetrieb, und so kam es wieder zu einigen Unfällen. So am 18. April, als es zu einem Landeunfall bei einer zurückkehrenden Ju 87 Staffel kam. Zwei Besatzungen verloren hierbei ihr Leben. 
Am folgenden Tag konnten Olt. Wiesinger und Uffz. Lippert je eine Hurricane abschießen.
Anschließend erhielt die "Emil" von Wiesinger aber einen Motortreffer, und er mußte jenseits der eigenen Linien notlanden. Um die Mittagszeit des 24. brauste dann aber urplötzlich ein englisches Motorrad über den Liegeplatz. 
Mensch, ich werd verrückt - der Wiesinger! - schreit jemand. 
Tatsächlich, Olt. Wiesinger meldete sich zurück. Wiesingers Geschichte ist kurz erzählt:
 

Nach einem Luftkampf mit mehreren Hurricane mußte er infolge eines Kühlertreffers in einem Kornfeld runter, und war in Minuten von einer Schar Griechen umringt. Erst als er erklären konnte, das er Deutscher sei, geschah das Wunder. Mit dem Ruf "Jermanos, Jermanos" wurde er ins Dorf geführt. Dem Olt. wurden Wein und Essen in Mengen zugeschoben. Dann erschien die örtliche Polizei, um den Deutschen abzuholen. Doch dies wurde von seinen Gastgebern verhindert. Tags darauf kam die Polizei wieder, diesmal jedoch mit Ausweis, unterschrieben von einem dt.
Major. Olt. Wiesinger wurde ein britisches Motorrad gegeben und er kehrte zu seiner Einheit zurück. 

Am 17. April kapitulierte Jugoslawien, am 20. das so tapfer kämpfende Griechenland. 
Nachdem am 26. April Athen in dt. Hand fiel, war der Feldzug beendet.
Der Stab, die II./ und III./ JG 27 verlegten an diesem Tag nach Eleusis, in der nähe der griechischen Hauptstadt. Mitte Mai startete die II. Gruppe nach Werneuchen, Teile der III./ JG 27 nach Sizilien. 
Zu Pfingsten trafen sich dann der Stab und die beiden Gruppen in Ostpreußen wieder. Als die Männer in den Wäldern die Unmengen an Fahrzeugen und Panzern versteckt sahen, ahnten sie wohl, was los war. Der Ostfeldzug stand unmittelbar bevor.


Der schnelle, glänzende Sieg auf dem Balkan, mit geringen Verlusten erkämpft, hinterließ bei allen eingesetzten Einheiten des Heeres und der Luftwaffe aber doch Verschleißerscheinungen, die im kommenden Russlandfeldzug sich noch bemerkbar machen sollten. Auch der Zeitverlust von 
ca. 6 Wochen sollte noch nachwirken. Der bald einsetzende Patisanenkrieg ließ die Region nicht mehr zur Ruhe kommen, und band, bis zum Kriegsende dt. Kräfte.
Im Anschluß an das Unternehmen "Marita", startete am 20. Mai 41 das Unternehmen "Merkur", 
die Wegnahme, der von den britischen und griechischen Truppen gehaltenen Insel Kreta. 
Unter schweren Verlusten, der eingesetzten Luftlandetruppen und Gebirgsjäger, wurde die Insel genommen. Am 01. Juni 41 meldete Generaloberst Löhr: "Auftrag erfüllt, Kreta heute Feindfrei".
Die Fallschirmjäger hatten im Kampf um Kreta fast die Hälfte ihrer bestausgebildeten Offiziere und Mannschaften verloren. Und - es war ein sinnloser, blutig erkämpfter Sieg. 
Die strategisch wertvolle Position von Kreta wurde nie effektiv genutzt!
 



 
Die angezeigte Liste der Liegeplätze des Geschwaders ist nicht vollkommen!
Das JG 27 wechselte 1941 öfter seine Horste.
Das hier angegebene Verzeichnis will nur die wichtigsten Einsatzhäfen nennen.



 
 
August 40, Luftschlacht um England.
April 41, Sprung nach Afrika.
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