Am 28. Oktober 1940 begann, von Albanien aus,
der Angriff Italiens auf Griechenland. Der deutsche Bündnispartner
wurde von diesem Angriff vorab nicht informiert. Die Italiener versprachen
sich, gegen die schlecht ausgerüsteten Griechen, einen schnellen Sieg.
So verfügte die griechische Luftwaffe z.B. nur über 44 Jäger,
39 Bomber und 66 Aufklärer. Die Mehrzahl dieser Maschinen war hoffnungslos
veraltet. Neben einigen Gloster Gladiator, bildete der aus Polen stammende
Jäger P.Z.L. P. 24f den Kern der griechischen Jagdwaffe.
P.Z.L. P. 24f,
22. Mira Dioxeos,
November 40.
Für gut geflogene Jäger der Regia
Aeronautica, wie die Fiat G 50, Macchi MC 200, und selbst für den
Doppeldecker Fiat CR. 42, waren diese Maschinen allerdings keine
allzu ernsten Gegner.
Fiat G-50,
354. Squadriglia,
Albanien, Nov. 40.
Einen Tag nach dem ital. Angriff besetzten die
Engländer Kreta. Von dort aus lagen die wichtigen rumänischen
Ölfelder
nun in Reichweite ihrer Bomber. Kurz darauf betraten die Briten auch das
Festland und unterstützten die Griechen. Der ital. Vormarsch kam nach
30 km und schweren Verlusten zum Stehen. Mitte Nov. 40 warfen die Griechen
die Italiener sogar nach Albanien zurück.
Im Dezember 1940 gerieten die ital. Aktionen
auf dem Balkan, wie auch in Nordafrika, endgültig ins Stocken. Diese
Entwicklung im Südosten Europas bedeutete eine Gefahr für die
dt. Angriffspläne gegen die UdSSR. Hitler war entschlossen diese Bedrohung
der Südflanke auszuräumen. Nachdem dann auch noch ein Staatsstreich
in Jugoslawien den deutschfreundlichen Prinzregenten vom Thron jagte (das
Land war am 25. März dem Dreimächtepakt beigetreten), begann
am 06. April 41
das Unternehmen "Marita", der Angriff auf Jugoslawien
und - von Bulgarien aus - auf Griechenland.
Jugoslawien besaß zu dieser Zeit, in
etwa, 160 Bomber, 40 Aufklärer und 180 Jäger.
Ein Großteil dieser Maschinen war veraltet,
wie die Jäger Hawker Fury (Doppeldecker),
und Ikarus IK-2 (Hochdecker).
Dagegen gehörten einige Flugzeuge zu den
mordernsten ihrer Zeit.
So verfügte die Bomberflotte über
70 Dornier Do 17 Kb-1, einer Exportversion der Do 17 Bomber
der dt. Luftwaffe, sowie über eine Anzahl
von Bristol Blenheim Mk. I.
Unter den Jägern befanden sich 48 Hawker
Hurricane Mk. I und 73 Bf 109 E-3.
In einer Hurricane bauten die Jugoslawen, versuchsweise,
sogar den DB 601 einer Bf 109 E-3 ein.
Hawker Hurricane Mk. I,
der kgl. jugosl. Luftwaffe.
Den Messerschmitt Jäger hatten die Jugoslawen
vom Reich geliefert bekommen. Doch die fehlende Kampfpraxis ihrer Piloten,
sowie fehlende Ersatzteile, ließen die jugosl. Bf 109 zu einem stumpfen
Schwert werden. Das Gleiche galt auch für die mit der Hurricane ausgerüsteten
Einheiten.
Bf 109 E-3,
104. Eskadrilla, 32. Grupa,
Serbien, April 41.
Wenngleich dadurch die Luftwaffe nicht allzu
sehr gefordert wurde, so kam es durch die
jugosl. Bf 109 doch zu einigen Mißverständnissen
bei der Freund-Feind-Kennung. Verwirrung schuf zusätzlich auch, daß
das Hoheitszeichen der kgl. jugosl. Luftwaffe ein Kreuz beinhaltete.
Das
Hoheitszeichen der königlich jugoslawischen Luftwaffe.
Als Identifizierungshilfe strichen die dt. Jagdgruppen
die Nasen ihrer Bf 109 gelb an, wie sie es zuweilen schon während
der Luftschlacht um England getan hatten. Als ausgezeichnete Jagdmaschinen
erwiesen sich auch die Rogozarski IK-3. Doch waren von diesen Typ, der
stark der Hawker Hurricane ähnelte, bis zum 06. April nur 12 Maschinen
ausgeliefert worden.
Rogozarski IK-3,
161. Eskadrilla, 51. Grupa,
kgl. jugosl. Luftwaffe,
Zemun, April 41.
Auch Ungarn beteiligte sich in geringem Umfang
an dem Angriff auf Jugoslawien. Neben Heeresverbänden kamen auch 6
Jagdstaffeln zum Einsatz. Diese waren ausschließlich mit Maschinen
ital. Herkunft ausgerüstet: Die beiden Fiat Jäger CR. 32 und
CR. 42, sowie die Reggiane Re. 2000.
Fiat CR. 32,
kgl. ungarische Luftwaffe,
Ungarn, April 41.
Italien eröffnete ebenfalls am 06. April
die Feindseligkeiten gegen Jugoslawien, und bot hierfür über
600 Flugzeuge auf. Bei fünf eigenen Verlusten
schossen diese fünf Gegner ab und zerstörten rund 100 Maschinen
am Boden.
Die Wehrmacht befand sich im März 41 bereits
im Aufmarsch für das Unternehmen "Barbarossa",
und wurde von den Ereignissen, in Jugoslawien
und Griechenland, völlig überrascht.
Aus dem Stehgreif heraus mußte ein Operationsplan
geschaffen werden. Bis Mitte März waren 400 Maschinen, unter Luftflotte
4, auf Stützpunkten in Bulgarien zusammen gezogen. Nach der Revolte
in Belgrad, verlegte die Luftwaffe weitere 600 Flugzeuge an die Grenze
zu Jugoslawien,
sowie nach Bulgarien und Ungarn.
Nachdem am 06. April der Feldzug eröffnet
wurde, kam auch das JG 27 zum Einsatz.
Während die 1. Staffel seit den ersten
Märztagen auf Sizilien lag, und von dort Einsätze gegen Malta
flog, befanden sich die 2./ und 3./ JG 27 in Graz. Bereits am ersten Tag
des Feldzuges flog die 3. Staffel einen erfolgreichen Angriff gegen den
Flugplatz von Laibach.
Hierbei erhielt die Bf 109 E-7 von Oberfähnrich
Marseille links vorne einen Flaktreffer.
"Da hat's gerumst",
Oberfähnrich Marseille und das "Loch"
in seiner Bf 109.
Der zukünftige "Stern von Afrika" landete
aber glatt in Graz. Am 10. April verlegten die beiden Staffeln der I./
JG 27 nach Agram, kehrten aber nach kurzer Zeit über Graz nach München
zurück.
Von hier aus begann dann die lange Reise über
Sizilien nach Libyen. Am 22. April traf dann die
I./ JG 27 mit allen drei Staffeln in Nordafrika
ein. Bis zum Jahresende 41 blieb die I. Gruppe, auf dem neuen Kriegsschauplatz,
vom Geschwader getrennt.
Für die übrigen Verbände des
JG 27 begann nun erst das Unternehmen auf dem Balkan.
Bf 109 E-7,
Hptm. Lippert, Gruppenkommandeur II./ JG 27,
Bulgarien, März 41.
Die II./ JG 27 und der Geschwaderstab verlegten
von Detmold über Wien nach Bukarest,
das am 25. Januar erreicht wurde. Am 02. Feb.
traf auch die III./ JG 27 in der rumänischen Hauptstadt ein. Von dort
aus ging es weiter nach Bulgarien. Der Stab und die III./ JG 27 lagen am
10. März 41 in Belica im Strumatal, sechs Tag später erreichte
auch die II. Gruppe den Horst.
Bf 109 E-7,
III./ JG 27,
Bulgarien, April 41.
6. April 1941, 5.20 Uhr. Mit untergehängten
250 Kg Bomben starteten die Bf 109 von ihrem Liegeplatz zu ersten Angriffen.
Auf dem Flugplatz von Alexandrowo wurden sieben Maschinen zerstört.
Gleich am ersten Tag verliert die III. Gruppe
vier Maschinen. Der Kapitän der 8. Staffel, Olt. Becker, sowie Ofw.
Faltings und Ofh. Eckard sind hierbei gefallen und Leutnant Faber in Gefangenschaft
geraten. Hierfür kann die II./ JG 27 am 10. April ohne eigene Verluste
sechs Blenheim Bomber der RAF abschießen. Westlich Trikkala kam es
am 15. April zu Luftkämpfen mit britischen und griechischen Jägern,
in dessen Verlauf, ohne eigene Verluste, sechs Gegner abgeschossen werden
konnten.
Olt. Rödel konnte eine P.Z.L. 24, eine
Hurricane und eine Gladiator bezwingen.
Olt. Wiesinger und Lt. Börngen je eine
Gladiator, eine weitere P.Z.L. ging an Ofw. Schulz.
Gloster Gladiator Mk. I,
21. Mira Dioxeos, März 41.
Bereits am 16. April belegten Teile des JG 27
den ersten griechischen Flugplatz. In Ptolemais herrschte Hochbetrieb,
und so kam es wieder zu einigen Unfällen. So am 18. April, als es
zu einem Landeunfall bei einer zurückkehrenden Ju 87 Staffel kam.
Zwei Besatzungen verloren hierbei ihr Leben.
Am folgenden Tag konnten Olt. Wiesinger und
Uffz. Lippert je eine Hurricane abschießen.
Anschließend erhielt die "Emil" von Wiesinger
aber einen Motortreffer, und er mußte jenseits der eigenen Linien
notlanden. Um die Mittagszeit des 24. brauste dann aber urplötzlich
ein englisches Motorrad über den Liegeplatz.
Mensch, ich werd verrückt
- der Wiesinger! - schreit jemand.
Tatsächlich, Olt. Wiesinger meldete sich
zurück. Wiesingers Geschichte ist kurz erzählt:
Nach einem Luftkampf mit mehreren Hurricane
mußte er infolge eines Kühlertreffers in einem Kornfeld runter,
und war in Minuten von einer Schar Griechen umringt. Erst als er erklären
konnte, das er Deutscher sei, geschah das Wunder. Mit dem Ruf "Jermanos,
Jermanos" wurde er ins Dorf geführt. Dem Olt. wurden Wein und Essen
in Mengen zugeschoben. Dann erschien die örtliche Polizei, um den
Deutschen abzuholen. Doch dies wurde von seinen Gastgebern verhindert.
Tags darauf kam die Polizei wieder, diesmal jedoch mit Ausweis, unterschrieben
von einem dt.
Major. Olt. Wiesinger wurde ein britisches
Motorrad gegeben und er kehrte zu seiner Einheit zurück. |
Am 17. April kapitulierte Jugoslawien, am 20.
das so tapfer kämpfende Griechenland.
Nachdem am 26. April Athen in dt. Hand fiel,
war der Feldzug beendet.
Der Stab, die II./ und III./ JG 27 verlegten
an diesem Tag nach Eleusis, in der nähe der griechischen Hauptstadt.
Mitte Mai startete die II. Gruppe nach Werneuchen, Teile der III./ JG 27
nach Sizilien.
Zu Pfingsten trafen sich dann der Stab und
die beiden Gruppen in Ostpreußen wieder. Als die Männer in den
Wäldern die Unmengen an Fahrzeugen und Panzern versteckt sahen, ahnten
sie wohl, was los war. Der Ostfeldzug stand unmittelbar bevor.
Der schnelle, glänzende Sieg auf dem Balkan,
mit geringen Verlusten erkämpft, hinterließ bei allen eingesetzten
Einheiten des Heeres und der Luftwaffe aber doch Verschleißerscheinungen,
die im kommenden Russlandfeldzug sich noch bemerkbar machen sollten. Auch
der Zeitverlust von
ca. 6 Wochen sollte noch nachwirken. Der bald
einsetzende Patisanenkrieg ließ die Region nicht mehr zur Ruhe kommen,
und band, bis zum Kriegsende dt. Kräfte.
Im Anschluß an das Unternehmen "Marita",
startete am 20. Mai 41 das Unternehmen "Merkur",
die Wegnahme, der von den britischen und griechischen
Truppen gehaltenen Insel Kreta.
Unter schweren Verlusten, der eingesetzten
Luftlandetruppen und Gebirgsjäger, wurde die Insel genommen. Am 01.
Juni 41 meldete Generaloberst Löhr: "Auftrag erfüllt, Kreta heute
Feindfrei".
Die Fallschirmjäger hatten im Kampf um
Kreta fast die Hälfte ihrer bestausgebildeten Offiziere und Mannschaften
verloren. Und - es war ein sinnloser, blutig erkämpfter Sieg.
Die strategisch wertvolle Position von Kreta
wurde nie effektiv genutzt!
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