Mit beginn des Frankreichfeldzuges, trafen
die Jagdgeschwader auf einen numerisch gleich starken Gegner. Die
Mehrzahl der alliierten Jäger stammten aus Frankreich.
Doch die Maschinen der Armee de l' Air, wie
die Morane Saulnier MS 406, oder die Bloch M.B. 152,
waren der Bf 109 E unterlegen. Einzige Ausnahme bildete die
Dewoitine
D. 520, doch dieser hervorragende Jäger kam erst nach und nach,
in kleinen Stückzahlen, an die Front. Als hartnäckiger Gegner
für die Bf 109, die aber grundsätzlich auch diesen Muster überlegen
war, erwiesen sich die Curtiss Hawk 75. Von diesem amerikanischen Jäger
hatte die Armee de l' Air ca. 200 Maschinen in ihren Bestand.
Bloch M.B. 152,
3e Escadrille,GC II/1,
Buc, Mai 40.
Curtiss Hawk 75 A-1,
2e Escadrille,GC II/5,
Mai 40.
Durch ihre geringe Anzahl, fielen die Jäger
der holl. und belg. Luftwaffe kaum ins Gewicht.
Das brit. Expeditionskorps steuerte an Jagdmaschinen
ebenfalls nur 40 Hawker Hurricane
und 20 Gloster Gladiator
( Doppeldecker ) bei.
Hawker Hurricane Mk. I,
No. 73 Squadron,
Frankreich, Mai 40.
Die Royal Air Force hielt
ihre Hauptkräfte, vor allem ihre Supermarine Spitfire zurück.
Dies führte zw.
zu heftigen Diskussionen zwischen Paris und London.
Die Alliierten verteilten zudem ihre Jäger
auf allzu viele Einsätze, bei denen sie dann, trotz heldenhafter Gegenwehr,
regelrecht verheizt wurden.
Am 10. Mai, fünf Minuten nach 6 Uhr überflogen
die Maschinen des JG 27 in geschlossener Formation die Grenze und drangen
in 5 000 m höhe in den holländischen und belgischen Luftraum
ein. Das Geschwader hatte den Auftrag, den Raum nördlich Maastricht
"Feindfrei" zu halten. Unweit von Hasselt bekam die I./ JG 1 kontakt mit
fünf belgischen Jägern. Den ersten Luftsieg des Geschwaders im
Westfeldzug errang allerdings Hptm. Ultsch, Gruppenkommandeur der I./ JG
21, über eine belg. Fairey Fox ( leichter Bomber ).
Fiat CR. 42,
3/II. Groupe de Chasse,
Belgien, Mai 40.
Größere Erfolge brachte der 12. Mai
dem JG 27. Bei insgesamt 30 Einsätzen mit über 350 Starts wurden
an diesem Tag nicht weniger als 35 Flugzeuge des Gegners abgeschossen.
Der Feind versuchte mit mutigen Angriffen die Maasbrücken zu zerstören,
um die dt. Heeresverbände aufzuhalten.
Das JG 27 wußte dieses zu vereiteln.
Die Verluste lagen sehr niedrig, nur vier Maschinen mußten abgeschrieben
werden. Personalverluste: 0.
Hptm. Galland vom Stab/ JG 27, konnte an diesem
Tag drei Hurricane bezwingen.
Oblt. Framm, I./ JG 27, eine Hurricane und
zwei Blenheim - Bomber.
Oblt. Adolph von der I./ JG 1, holte zwei Blenheim
runter.
Zum 16. des Monats verläßt das Geschwader,
außer der I./ JG 21, deutschen Boden, und verlegte auf Plätze
in den südlichen Ardennen. Einige Probleme erwuchsen dem JG 27, mit
dem Heranführen von Treibstoff. Die "schwarzen Männer" des Verbandes
sorgten auf ihre Weise für zusätzliche Treibstoffrationen. Ankommende
Ju 52 sowie Stabs-Maschinen werden entleert und behielten nur so viel Sprit,
daß sie gerade noch den nächsten rückwertigen Horst anfliegen
konnten. Die Warte machten hierbei nicht einmal vor der ebenfalls vorbeikommenden
"Führer - Ju" des Flugkapitän Baur halt.
Die jetzt in St. Trond liegende II./ JG 27,
die Gruppe war vorübergehend dem JG 26 unterstellt, kennt hingegen
derartige Schwierigkeiten nicht. Bei einer ihrer Begleitschutzeinsätzen
für Stukas wurde ein Schwarm der 5. Staffel von 12 Morane MS 406 überrascht.
Morane Saulnier MS 406,
1e Escadrille, GC I/2,
Nimes, Juni 40.
Die Messerschmitt von Lt. Strobel wurden dabei
stark getroffen.
Mit zerschossenen Motor mußte der Leutnant
im Feindgebiet notlanden. Am nächsten Tag erreichte Strobel nach einigen
"Unannehmlichkeiten" die eigenen Linien. Eine andere 109 wurde abgeschossen,
und ihr Pilot, Oblt. Schäfer geriet mit schweren Brandverletzungen
in Gefangenschaft.
Am 20. Mai mußte das Geschwader seinen
ersten Gefallenen des Feldzuges beklagen, Lt. Braxator von der 3./ JG 1
fällt im Luftkampf mit Morane's.
Das Geschwader erzielte am 23. Mai 18 Luftsiege,
diese wurden aber teuer erkauft.
Lt. Weiher gefallen östlich von Ypern,
Fw. Pötsch und Lt. Schmidt abgeschossen und in Gefangenschaft geraten.
Uffz. Wittmer wird seitdem vermißt.
Ende Mai zogen sich 337 000 Briten und Franzosen
in den Brückenkopf von Dünkirchen zurück. Göring versicherte,
dass die Luftwaffe den Brückenkopf allein zerschlagen, und die Briten
daran hindern würde, sich nach England abzusetzen.
Die Jagdgruppen trafen nun, auf die noch frischen
Spitfire Staffeln der Briten. Die Kämpfe über Dünkirchen,
erbittert geführt, forderten auf beiden Seiten hohe Verluste. Der
Luftwaffe gelang es nicht, den Rückzug der Truppen nach England
zu verhindern. Die Briten mußten allerdings ihr gesamtes schweres
Material auf dem Festland zurück lassen.
Das Geschwader hatte nun Plätze um St.
Omer und St. Pol belegt. Seine Aufgabe bestand darin den feindlichen Jagdschutz
für die Evakuierungsflotte vom Raum Dünkirchen fernzuhalten.
Des weiteren sollten die eigenen Kampf- und Stukaverbände ausreichend
geschützt werden. Die dt. Jagdgruppen waren zu diesem Zeitpunkt nicht
mehr im Vollbesitz ihrer Kampfkraft, dennoch war es auffallend, das die
Spitfire-Staffeln oft nach eingeleiteten Angriffen gegen die dt. Bomber
sofort abdrehten, wenn die Messerschmitts ihrerseits einkurvten.
Zwei Wellington-Bomber wurden am 01. Juni von der I./ JG 27 über Dünkirchen
abgeschossen. Einen Tag später kam es zu lebhaften Luftgefechten mit
starken brit. Jagdverbänden. Sie lieferten den dt. Jägern hartnäckige
Kämpfe. Das JG 27 verlor keine Maschine, konnte aber selbst den Abschuß
von sechs Spitfire für sich verbuchen. Am 04. Juli wurde Dünkirchen
von der Wehrmacht genommen.
Das Wrack einer brit. Hurricane.
Im Hintergrund Ju 52 Transporter.
Nachdem die Niederlande
und Belgien kapituliert hatten und das brit. Expeditionskorps sich nach
England zurückgezogen hatte, war Frankreich auf sich allein gestellt.
Es begann die eigentliche "Schlacht um Frankreich".
Im Raum Roye stellten
sich am 05. Juni die franz. Jagdverbände zum Kampf. Zahlenmäßig
sogar überlegen und gut geführt, zeigten sie, das die Armee
de l' Air noch nicht am Ende war. Das JG 27 kann an diesem Tag 22 franz.
Maschinen abschießen, vier davon durch Hptm. Balthasar. Auch der
nächste Tag brachte wieder volle Einsatztätigkeit, das
Geschwader flog 17 Einsätze mit 265 Starts.
Zum 06. Juni verlässt die I./ JG 21 das
JG 27 und kommt als III. Gruppe zum JG 54. Auch die I./ JG 51 scheidet
wieder aus dem Geschwaderverband aus.
Ausgesprochen schlecht verlief der 08. Juni
für die II./ JG 27. Hptm. Andres und Lt. Kargel verunglückten
mit einem PKW. Sie fahren mit dem Stabs- Mercedes in einen Splittergraben.
Dann schießt Lt. Kugler mit einem franz.
Jagdgewehr auf Tauben. Was er für Schrotpatronen hielt, stellte sich
aber als Treibmunition für leichte Mienen heraus. Kugler wurde dabei
die linke Hand abgerissen. Mittags konnten dann zwar vier MS 406 abgeschossen
werden. Aber die Gruppe erlitt selbst drei Totalausfälle, wobei die
Flugzeugführer zunächst als vermißt gelten. Beim nächsten
Einsatz kam es zum Luftkampf mit sieben Morane. Hptm. Andres und zwei weitere
Piloten wurden danach ebenfalls vermißt.
Später erfährt man, das Hptm. Andres
in vorderster Linie notlanden mußte, und bei der Infanterie unterschlupf
gefunden hatte. Im Verlauf des Abends meldeten sich noch drei weitere Piloten
bei der Gruppe zurück. Nur Uffz. Siegemund bleibt für immer verschollen.
Dagegen fand man Uffz. Hettner zwei Wochen später tot auf.
Eine neue Verlegung wurde für den 16.
Juni befohlen. Das JG 27 bezog nun den Fliegerhorst Auxerre. Die letzten
franz. Maschinen verliesen den Platz erst wenige Stunden vor den dt. Jägern.
Der Horst war voll belegt mit Aufklären, Schlachtfliegern und Jägern.
Bf 109 E-3, der I./ JG 1,
und Henschel Hs 123 A-1 der II.(Schl.)/ LG
2.
So kommt es zu einigen Unfällen. Beim Ausrollen
jagte z.B. eine grad gelandete Do 17 in ein Gruppe von geparkten Messerschmitt
hinein.
Den letzten Luftsieg des JG 27 im Westfeldzug
erzielte am 18. Juni Oblt. Nebenführ.
Frankreich kapitulierte am 22. Juni 1940.
Nach dem Italien am 10. Juni Großbritannien
und Frankreich den Krieg erklärte, eröffnete die
ital. Armee erst am 21. Juni ihre Großoffensive
an der ital. - franz. Alpengrenze.
Dies brachte der ital. Führung, selbst
in Deutschland, nicht gerade Sympathien ein.
Die Italiener stießen aber auf den entschlossenen
und wütenden Widerstand der Franzosen. Hierbei wurden auch gleich
die Defizite der ital. Luftwaffe schonungslos aufgedeckt. So z.B. die hoffnungslose
Unterlegenheit der Fiat CR. 42 gegenüber den franz. Jägern. In
dem kurzen Krieg gegen Frankreich, büßte die Regia Aeronautica
zehn Maschinen ein und verlor 24 Mann.
Das JG 27 meldet nach dem Sieg im Westen fünf
Gefallene und sechs Vermißte.
Die Erfolge des Geschwaders beliefen sich auf
218 Luftsiege.
Die, dem JG 27 unterstellte, I./JG 51 konnte
32 Siege verbuchen.
Hier die erfolgreichsten Flugzeugführer
des JG 27 während des Westfeldzuges:
Hptm. Balthasar |
22 Luftsiege |
Hptm. Galland |
12
" |
Oblt. Homuth |
9
" |
Lt. Franzisket |
9
" |
Oblt. Framm |
7
" |
Oblt. Adolph |
6
" |
Oblt. Redlich |
6
" |
Den deutschen Jagd- und Kampfgeschwadern blieb
nur eine kurze Zeit zur Reorganisation und Auffrischung. Das Unternehmen
"Seelöwe", die Landung in England, wurde vorbereitet.
|