Chronik des JG 27
 Gliederung, Stellenbesetzung, Liegeplätze, Maschinen,



  August 1940
 Luftschlacht um England


Luftschlacht um England, August 40
Luftflotte 3, Frankreich
 
 

Stab  JG 27 Querqueville Bf 109 E-3, -4
I./JG 27,     Maj. Neumann Plumentot Bf 109 E-3, -4
II./JG 27     Hptm. Andres Crepon Bf 109 E-3, -4
III./JG 27   Hptm. Schlichting Carquebut Bf 109 E-1, -3,  -4

 

Bf 109 E-1,
Oblt. Erwin Daig, II./JG 27,
Crepon, August 40.


Nach dem Sieg über Frankreich stand das dt. Oberkommando vor der Frage wie es weiter gehen sollte. Da Hitlers "Appell an die Vernunft Englands" nicht die erhoffte Wirkung zeigte, blieb das Empire der letzer Feind Deutschlands. Spezielle Planungen über eine Landung auf der brit. Insel gab es bereits im Jahre 39. Die Kriegsmarine sah sich ausserstande, angesichts der überwältigten Überlegenheit der 
Royal Navy, eine zusammengewürfelte Flotte von untauglichen Binnenlastkähnen zu decken. Dagegen gab sich das Heer der Illusion hin, es handele sich "nur um einen größeren Flußübergang", und plante als erstes mit zwei Brückenköpfen bei Kent und Sussex. Die Stärke der brit. Bodentruppen wurde nach deren Desaster bei Dünkirchen nur noch schwach eingestuft. Was auch der Realität entsprach, mußte doch fast die gesammte Ausrüstung zurückgelassen werden. Die Luftwaffe und besonderes Herman Göring glaubten, nach den bisherigen Erfolgen, England im Alleingang niederringen zu können. 
Doch bereits bei den Luftkämpfen über Dünkirchen, waren vorallem die Jagdverbände, schon am Rande ihrer Leistungsfähigkeit angelangt. Doch im Juni/Juli 1940 zweifelte niemand im Reich am siegreichen Ausgang der bevorstehenden Schlacht um England, bzw. des Krieges. Besonders in den Reihen der Jagdflieger herrschte, nach dem bisherigen schnellen Siegen, grenzenloser Optimismus sowie ein Überlegenheitsgefühl das fast schon groteske Züge annahm. Die Jagdwaffe sonnte sich in ihren  Erfolgen, die sie in Polen, in Norwegen und im Westfeldzug errungenen hatte. 
Die Piloten hielten sich und ihre Messerschmitt Bf 109 E für unschlagbar!
 
 

Bf 109 E-1,
9./ JG 26 "Schlageter",
Caffiers, Juli 40.

Mit Juli legte das Oberkommando der Luftwaffe (OKL) folgende Hauptziele fest:
 

Erstens die Ausschaltung der RAF in der Luft und am Boden (Infrastrucktur)
Zweitens die kriegswirtschaftliche Abschnürung Großbritanniens durch Luftangriffe auf Handelsschiffe und Häfen.

Zur Erringung der Luftherrschaft, die als unabdingbar für ein erfolgreichen Verlauf einer Invasion in England (Unternehmen Seelöwe) galt, standen den Luftflotten 2 und 3 auf  ihren Basen in Frankreich 
etwa 1 200 Bomber (He 111, Do 17 und Ju 88) und 280 Stukas Ju 87 B zur Verfügung. 
An Jägern konnten 220 Messerschmitt Bf 110 C und  760 Bf 109 E auf geboten werden. 
 
 

Bf 109 E-3,
Uffz. Andreas Walburger, 2./ JG 27,
Plumentot, Juli 40.

Hierzu kamen noch ca. 200 Maschinen der Luftflotte 5 in Norwegen. Diese konnten zwar auf Grund der größeren Entfernung nur bedingt eingesetzt werden, zwangen aber die Führung der RAF auch 
in Schottland einige Jagdverbände zu belassen.


Auf der anderen Seite des Kanals konnte das britische Fighter Command folgende Kräfte aufbieten. 
In etwa 700 Hawker Hurricane Mk. I und Supermarine Spitfire Mk. I. 
Vom Kampfwert konnte man die Spitfire Mk. I und die Bf 109 E als Gleichwertig bezeichnen. 
Die Hauptstütze des Fighter Command bildeten aber die Hurricane Mk. I, die von 32 Fighter Squadrons geflogen wurde. Dem gegenüber wurde die bessere Spitfire nur in 18 Jagdstaffeln eingesetzt. 
Die Hurricane Mk. I war der Bf 109 E in mittleren und großen Höhen deutlich unterlegen. 
 
 

Hawker Hurricane Mk. I,
No. 56 Squadron,
North Weald, Juli 40.

In einer Squadron, der No. 247., wurden sogar noch die betagten Doppeldecker vom 
Typ Gloster Gladiator eingesetzt. Diese wurden im etwas sicheren südwesten der Insel stationiert. 
Dies zeigte aber, das das Fighter Command auch nicht in Bestverfassung war. Gingen doch bei den Kämpfen in Frankreich 386 Hurricane und über Dünkirchen 67 Spitfire verloren.
 
 

Gloster Gladiator Mk. I,
No. 247 Squadron,
Roborough, Juli 40.

Des weiteren kamen noch einige Boulton Paul Difiant Mk. I hinzu. Dieser Jäger, mit seinen drehbaren (nur nach hinten und seitlich schießenden) Rückenturm (4 x 7,7 mm MG), wurde jedoch schon bei den Kämpfen in Frankreich deklassiert. Anfangs machten einige Bf 109 Piloten den Fehler, und verwechselten die Maschine mit einer Hurricane. Griffen wie üblich von hinten an, und gerieten dann überrascht in das Abwehrfeuer der vier 7,7 mm MG's. Nachdem der Typ dann bekannt war, wurde schnell die richtige Angriffsmethode heraus gefunden und die Difiant als "fliegender Sarg" entlarvt. Erfolgreicher wurde die Maschine dann in der Nachtjagd eingesetzt. 
 
 
 

Boulton Paul Difiant Mk I,
No. 264 Squadron.
Kirton-in-Lidsey, Juli 40.

Diese Kräfte waren in vier Kampfgruppen auf geteilt. Die 13. Group im Norden, die 12. Group in Mittelengland, die 10. Group im Südwesten der Insel. Den Hauptangriff sollte die 11. Gruppe in Südost England abfangen. Nach einer bestimmten Einsatzzeit wurden die Fighter Squadron der No. 11 Group durch ein Rotationsprinzip durch frische Staffeln der anderen Gruppen ausgetauscht. Hierdurch sollte erreicht werden, was nicht 100% gelang, das die Jagdstaffeln und ihre Piloten nicht zu sehr 
physisch und psychisch aufgebraucht wurden.
Zudem verfügten die Briten über Radaranlagen, mit dem sie den Feind schon vorzeitig ausmachen konnten. Im Juli waren es 21 betriebsbereite Stationen, von deren Arbeitsweise man in Deutschland nur wenig wußte. Erst zu Beginn der Angriffe, konnte die Luftwaffe zu ihrer Überraschung feststellen, 
das die RAF Jäger durch Radar geleitet werden. Dies ermöglicht den Engländern rechtzeitig die Angriffsziele der Luftwaffe zu erkennen, und die Jäger zielgenau an den Feind zu dirigieren. 
Damit besaßen die Briten einen wertvollen Trumpf in ihrer Hand. Zwar setzte die Luftwaffe dann alles daran um diese Stationen auszuschalten, aber dies gelang nur Örtlich und die Schäden wurden meißt schnell wieder behoben. Im ganzen gesehen, trafen die deutschen Jagdverbände in der Luftschlacht über den britischen Inseln  auf einen ebenbürtigen Gegner. Der RAF war hoch motiviert, und spielte zudem geschickt ihre drei Trümpfe aus. Radar, Heimvorteil und die Supermarine Spitfire. 
 
 

Supermarine Spitfire Mk. I,
No. 609 Squadron,
Middle Wallop, August 40.


Der Luftwaffe gelang es letztendlich nicht die RAF auszuschalten. Neben der zähen und ausdauerten brit. Abwehr sind aber auch die ständigen Schwerpunktverlagerungen so wie die schlechte Einsatzführung seitens der Luftwaffe als Gründe zu nennen. Mehrmals stand die das Fighter Command der RAF vor dem Kollaps, ohne das die Luftwaffe dies merkte bzw. richtig reakierte. Millitärisch gesehen endete die Luftschlacht in einem Patt. Strategisch gesehen erlitt die Luftwaffe ihre erste Niederlage. Ohne das Ziel zuerreichen wurden hohe, vor allem personelle, Verluste erbracht. Die Luftwaffe verlor zwischen 
den 10. Juli und 31. Okt. 1940 rund 1750 Maschinen, davon 610 Bf 109 und 235 Bf 110. 
Die RAF hat den Verlust von 403 Spitfires sowie 631 Hurricanes zu beklagen.
Im direkten Vergleich zwischen den Jägern ging die Bf 109 als Sieger hervor:
 

              Jäger gegen Jäger Verluste:
        219 Spitfire gegen
        180 Bf 109

        272 Hurricane gegen
        153 Bf 109

 

Während die engl. Besatzungen, soweit sie den Abschuß überlebten, oft einige Stundten später wieder  eingesetzt werden konnten, war auf Seiten der Luftwaffe, mit dem Verlust der Maschine, 
auch generell die Besatzung verloren. 
In diesen Luftkämpfen, über Südostengland und dem Kanal, errang die Piloten des JG 27 147 Luftsiege. Dem stehen 33 Gefallene und 29 in Gefangenschaft geratenen Piloten gegenüber.


Der eigentliche Beginn der Angriffe wurde auf den 10. August (Adlertag) gelegt.
Aber die Luftwaffe begann bereits im Juli ein Art Kontaktaufnahme, ohne hierbei größere Kräfte ein zusetzen. Die RAF Jäger sollte quasi vor den Hauptangriff ermüdet und "weichgeklopft" werden. 
Diese Gefechte fanden meist über dem Ärmelkanal statt. Bomber und Stukas sollten unter Jagdschutz den brit. Schiffsverkehr im Kanal angreifen um damit die Jäger des Fighter Command heraus zu locken.
 
 

Piloten der II./ JG 27 beim "Sonnentanken" an der Kanalfront.

Man wollte hierbei die brit. Jagdtaktik studieren und nebenher deren Kräfte dezimieren. 
So am 10. Juli, als die I./ KG 2 mit 26 Dornier Do 17 Z-2 einen brit Geleitzug im Kanal attackierte. 
Den Jagdschutz flogen die Bf 110 C der I./ ZG 26 und Bf 109 E der I./ JG 3. 
 
 
 

Bf 109 E-4,
I./ JG 3,
Grandvillers, Juli 40.

Sofort schickten die Briten drei Fighter Squadrons in den Kampf. Diese "Spiele" waren nun an der Tagesordnung. Die RAF sollte aus der Reserve gelockt werden, und diese Taktik gelang auch. 
 
 
 

Supermarine Spitfire Mk. I,
No. 66 Squadron,
Kenley, Juli 40.

Dabei  hatten die Spitfire und Hurricane fast immer den Höhennachteil, dementspechend hoch waren ihre Verluste. Auch war die brit. Kampftaktik der deutschen unterlegen. Flogen die dt. Jäger in der lockeren Rotten und Schwarm Formationen, wurde bei den Briten noch die alte starre 3 er Kette angewand. Aber das Fighter Command lernte schnell und übernahm die dt. Taktik. Darüber hinaus vermieden die engl. Jäger bald, wenn irgend möglich den Luftkampf mit deutschen Jägern über dem Kanal. Bis Anfang August verstärkten sich die deutschen Aktivtäten über dem Ärmelkanal und wurden zunehmend auch über den südosten Englands ausgeweitet. Die Jagdgruppen flogen zur "Freien Jagd" in den brit. Luftraum ein, um ihre Gegner zum Kampf aufzufordern. Und die Briten ließen auch nicht lange auf sich warten. Auch bei diesen Kämpfen in großen Höhen waren die brit. Verluste wieder hoch. Bisher waren die Verluste der Luftwaffe mit 192 Maschinen noch erträglich. Aber es wurden auch die ersten Schwächen der Luftwaffen auf gedeckt.  Die Bf 110 C (Göring's "Lieblingskind"), die sich bisher so hervorragend bewährt hatte, erwies sich der Spitfire und selbst der Hurricane als deutlich unterlegen. 
 
 

Eine Bf 110 C-2 der
5./ ZG 26 "Horst Wessel"
wird für den Einsatz vorbereitet.
Crecy-en-Ponthieu, August 40.

Angesichts der geringen Reichweite der Bf 109 ruhte aber besonders auf diesem Muster die Hauptlast der Begleitschutzeinsätze für die eigenen Bomber. Das bedeutete das man die Einsätze der Bomber auf den Aktionsradius der Bf 109 reduzieren mußte, oder die Inkaufnahme hoher Verluste. 
 
 
 

Bf 109 E-3,
4./ JG 2 "Richthofen",
Beaumont-le Roger, August 40.

Gerade die geringe Reichweite der Bf 109 E machte den Jagdgruppen zu schaffen. So blieb z.B. nach erreichen von London gerade max. 20 min. Kampfzeit übrig, bevor man sich auf den Rückflug machen mußte. Oft mußten günstig verlaufende Luftkämpfe abgebrochen werden. So manche Maschine fiel wegen Spritmangel in den Kanal oder erreichte mit den letzten Tropfen gerade noch den französischen Strand und machte dort Bruch. Die Piloten nannten dies, "Die große Angstschleife über London". 
Aus Furcht sie könnten wegen Treibstoffmangel in den Ärmelkanal "fallen" und sich dort ihre 
"Reichs - Freischwimmer - Urkunde" erwerben.
 
 

Eine Bf 109 E-4,
mit den letzten Tropfen nach Frankreich.

Als große Endtäuschung entpuppte sich auch die Junkers Ju 87 B. Glänzte das Muster in den bisherigen Feldzügen mit seinen punktgenauen, demoralisierenden Angriffen, wurden ihre Schwächen über England gnadenlos aufgedeckt. Nur bei eigener Luftüberlegenheit, wie über Frankreich oder Polen, konnten die Stuka's erfolgreich operieren. Für die engl. Jäger waren sie ohne eigenen Jagdschutz eine willkommene leichte Beute. Als am 18. August das StG 77 gleich 16 Maschinen bei einen Einsatz verlor, 
wurden die Ju 87 aus dem Einsatz über England zurückgezogen.
Mittlerweile war der Beginn der Hauptoffensive (Adlertag) vom 10. auf dem 13. August verschoben. 
 
 

 Zwei Bf 109 der I./ JG 27 in Plumentot.
Vorne eine abgestellte E-4.
 Hinten im Landeanflug die Bf 109 E-3, gelbe 12,
geflogen von Lt. Scherer.
Lt. Scherer wurde am 30. August über Kent von einer 
Hurricane der No. 253 Squadron abgeschossen.


Hier die Maschine in England. Deutlich sind die Beschädigungen an der 
linken Tragfläche und Einschüsse im Rumpf  zu sehen.
Über der gelben 12, das persönliche Emplem von Lt. Scherer.
Die "Schere" und der Buchstabe "r".   =  Scherer !





                                                  Die gelbe 12 von Lt. Scherer.
                                                    Bf 109 E-3, August 1940.

Trotz wechselhafter Witterung wurden an diesen Tag 1 485 Einsätze geflogen. Die Hauptziele der Bomber waren hierbei die engl. Jäger Basen. Die Jagd- und Zerstörergruppen flogen den Bombern voraus, um ihnen den Weg in den brit. Luftraum frei zu "boxen. Bis zum 23. August wurden einige Flugplätze des RAF verwüstet. Aber die eigenen Verluste waren mit 403 Maschine seit Beginn der Kämpfe auch schon beachtlich. Aber auch die RAF verlor zwischen dem 08. und 19. August ihrerseits 121 Hurricane und 54 Spitfire. Weder die Luftwaffe noch die RAF konnten über einen längeren Zeitraum solch hohe Verluste verkraften. Als Lehre dieser ersten Phase gingen die RAF Fighter den deutschen Jäger nach Möglichkeit aus dem Weg und konzentrierte sich auf die Bomber. Ab dem 24. August verstärkte die Luftwaffe ihre Angriffe auf  die Flugplätze des Fighter Command. Bomber flogen hierbei einige Ablenkungsangriffe um die Engländer zu verfrühten Starts zu verleiten. In der Phase in der sie dann zu ihren Horsten zurückkehrten um aufzutanken sollten sie dann vom eigentlichen Angriff erwischt werden. Doch die Tage vergingen, ohne das man bisher auch annähernd die Lufthoheit errungen hatte, 
und die Invasion mußte unbedingt zum Herbstanfang beginnen.
 
 

Bf 109 E-1,
Oblt. Fischer, III./JG 27,
Carquebut, Sept. 40.

Die bisher angewandte Taktik war aber die richtige, und hätte der Luftwaffe mit Sicherheit den Sieg gebracht, wäre sie nur länger und konsequenter durchgeführt worden. Beispielsweiße erleidete das Fighter Command am 31. August schwere Verluste,  39 Jäger gehen in der Luft bzw. am Boden verloren. Aber neben den Jägerbasen waren auch noch die Rüstungsindustrie und andere Kriegswichtige Ziele wie etwa Docks von London auf den Ziellisten der deutschen Kampfgeschwader. Nachdem, durch einen Fehler der Besatzung, am 24. August einige Bomben auf Wohnviertel in London niedergingen, fliegen Bomber der RAF  in den folgenden Nächten einige Vergeltungsangriffe auf Berlin. 
Darauf verkündete Hitler: ..., dann werden wir ihre Städte ausradieren! 
Hitler gibt am 04. September den Befehl, das die Bomber sich nun auf London zu konzentrien hätten. 
Im allgemeinen kann man in der Fachliteratur lesen, Hitler hätte sich auf dieser Weise für die RAF Angriffe auf Berlin rächen wollen. (Übrigens galten diese Angriffe nur der Zivilbevölkerung der deutschen Hauptstadt, während die Luftwaffe bisher zu mindest versuchte nur militärische Ziele zu treffen.) Es war vielleicht ehr der Versuch, nach dem bisher noch kein sichtbarer Erfolg eingetretten war, Großbritanien an den Verhandlungstisch zu "Bomben". Wie uns aber die jüngere Nato Geschichte zeigt, sind deren Strategen auch nicht schlauer als damals der "Führer". Wurde doch die gleiche Taktik gegen Restjugoslawien angewand. So ließ die Luftwaffe, als die bisher angewande Taktik erste Früchte zu tragen begann, von den Jägerbasen ab und konzentriete sich auf London. Dieser Zielwechsel wird heute als größter Fehler der dt. Führung in der Luftschlacht um England bezeichnet. Den zwischen den
24. August und den 06. Sept. mußte die Luftwaffe zwar den Verlust von 378 Maschinen hinnehmen, aber dem Fighter Command  ging zu dieser Zeit die "Luft aus". Sie verlor im gleichen Zeitraum 295 Jäger und 103 Piloten waren gefallen. Vor allem die Verluste an Piloten machten sich nun bemerkbar. 
Das Hauptproblem für die RAF, war weniger der Verlust an Maschinen, vielmehr fehlte es an gut ausgebildeten Jagdpiloten. Daher spielten auch die freiwilligen ausländischen Piloten der RAF eine gewichtige Rolle. Viele Exilpolen,  -tschechen, und andere traten der RAF bei. Anfangs wurden diese recht zögerlich aufgenommen, und sollten, wenn überhaupt nur in brit. Verbänden eingereiht werden. 
Als dann während den hektischen Monaten im Sommer 1940 ein erheblicher Mangel an Piloten auftrat, wurden alle Vorbehalte bezüglich der Sprachprobleme und der mangelnden Flugdisziplin fallen gelassen, und es wurden sogar einige rein nationale Verände aufgestellt. So z.B die Fighter Squadron No. 302 und No. 303, die fast ausschließlich polnischen Flugzeugführer einsetzten. Auch die tschechischen Jagdpiloten wurden nun in der 310. Squadron vereinigt. Oder die 71. Squadron (Eagle Squadron), eine Einheit, in der freiwillige amerikanische Piloten für England kämpften. 
Im Mai und Juli 1941 sollten noch zwei weitere "US" Squadron hinzu kommen. 
 
 

Hawker Hurricane Mk. I,
No. 303 sq. (pol.) Squadron,
Church Fenton, Okt. 40

Da es den dt. Jägern bisher nicht gelungen war, den Luftraum freizukämpfen, erhoffte man sich von dem Zielwechsel den gewünschten Erfolg. Nahm man doch an, das die (nur noch schwachen) britischen Jagdverbände bei dem Versuch London zu verteidigen, sich zum letzten Kampf stellen und hierbei endgültig aufgerieben würden. Ein fataler Irrtum. Erstmals seit Anfang August lagen die englischen Jägerflugplätze nicht mehr unter deutschen Luftangriffen. Während die Bewohner der brit. Hauptstadt die dt. Angriffe ertrugen, konnte sich  das Fighter Command erholen. Am 07. 09. flogen rund 350 Bomber in zwei Wellen, massiv gedeckt von ca. 600 Bf 109 und Bf 110 London an. Obwohl es zu erheblichen Bomben- und Brandschäden in der Stadt kam, wurde hier von weder Churchill verhandlungsbereiter noch wurde die engl. Bevölkerung demoralisiert. (Genauso wenig wie später die deutsche Bevölkerung)  Am Sonntag den 15. Sept. von den Briten"Battle of Britain Day" genannt erreichte die Luftschlacht mit zwei Großangriffen ihren Höhepunkt. Die RAF setzte an diesen Tag sämtliche verfügbaren Verbände plus ihre Reserven ein. Die Bomber wurden von den Bf 109 gut abgeschirmt und nur wenigen engl. Jägern gelang es an die Bomber heran zu kommen. Dennoch gingen 56 dt. Maschinen verloren. Die Briten mußten 26 Jäger abschreiben. Die Luftwaffe mußte erkennen, das diese Verluste nicht tragbar waren und verzichtete auf weitere Tagesgroßangriffe. 
Am 30. September fand der letzte große Tagangriff der Luftwaffe statt. 
Am 17. Sept. verschob Hitler das Unternehmen "Seelöwe" bis auf weiteres! Nicht nur die fehlende Luftüberlegenheit und das zunehmend schlechte Wetter führte zu dieser Entscheidung. Sondern auch die ungerüstete Marine. Zahlreiche brit. Bomberangriffe auf franz. und belg. Häfen hatten der zusammengezogenen Invasionsflotte empfindliche Schäden zugefügt.
Die Kämpfe gingen jedoch weiter, hatten nun aber einen völlig neuen Charakter.
Ab  01. Okt. wurden die dt. Kampfgeschwader nun zu Nachteinsätzen gegen engl Städte befohlen. 
Tagangriffe sollten nur noch von einzeln, schnell fliegenden Ju 88 oder von Jabo's vorgetragen werden.
 
 

Bf 109 E-4/B,
8./ JG 53,
Oktober, 40.

Im Oktober wurden bei 333 Angriffen auf  London 7 160 Tonnen Sprengbomben und 4 740 Brandschüttkästen abgeworfen. Die Bilanz: rund 15 000 Tote und 21 000 Verletzte in London.
Im selben Monat wurde aber auch Berlin mehrfach von der RAF angeflogen. Noch hatte die Briten aber nicht die Mittel dies im größeren Still zu tun. So in der Nacht zum 08. Okt., als 42 Maschinen des Bomber Command die Reichshauptstadt angriffen und 50 Tonnen Sprengbomben abwerfen. 
Hierbei wurden  25 Menschen getötet und 51 Verletzt.
Mitte Okt. 40 verlegte, auf Wunsch der ital. Führung (als politische Geste), 
das Corpo Aero Italiano (C.A.I.) mit 175 Maschinen nach Belgien. Hauptstärke bildete hiebei das 
56. Stormi mit zwei Jagdgruppen. Die 18. Gruppo verlegte mit 50 Fiat CR. 42 von Turin nach Ursel. 
Die 20. Gruppo mit ihren 45 Fiat G 50 von Rom nach Maldegem. Die Einsätze gegen England, 
im Rahmen der Luftflotte 2, endeten mit bemerkenswert geringem Erfolg. 
 
 

Fiat CR. 42,
Major Ferruccio Vosilla, Kommnandeur 18. Gruppo,
Ursel, Nov. 40.

So am 11. November. Zehn Fiat BR 20 Bomber sollten Harwich angreifen. Den Begleitschutz flogen 
vierzig Fiat CR. 42 und 45  Fiat G 50. Einige G 50 verflogen sich und kehrten um. Die Italiener wurden von Hurricane der 257. und 46. Squadron abgefangen. In den Luftkämpfen wurden zwei CR. 42 und 
drei Bomber abgeschossen. Bis zum 10. Januar 41 waren die Verbände wieder nach Italien zurück gekehrt. Das Corpo Aero Italiano verlor 36 Maschinen, davon aber 26 durch Unfälle.
Ihre Fiat Jäger, CR. 42 und G 50, konnten keinen einzigen Abschuß verbuchen.
Die nächtlichen Angriffe der deutschen Bomber gegen engl. Städte gingen  bis in das Frühjahr 41 weiter. Nicht nur London, sondern auch Birmingham, Manchester und Liverpool erlebten diese "Blitz" Angriffe. Besonders hart wurde Coventry getroffen. In der Nacht zum 15. Nov. wurde es von 449 Bombern angegriffen. 554 Menschen wurden getötet, über 800 schwer verletzt. Über den Jahreswechsel 40/41 fiel die Zahl der Angriffe rapide ab. Erst im März verstärkte die Luftwaffe wieder ihre Aktivtäten über England. Diese Angriffe dienten aber auch schon zur Tarnung der bevorstehenden Russlandoffensive, und sollten starke dt. Kampf- und Jagdgruppen am Kanal vortäuschen. Das Groß der Verbände lag aber bereits im Reich zur Auffrischung oder schon im Osten um an Hitlers eigentlichen Feldzug teilzunehmen - dem "Unternehmen Barbarossa" Nach dem Sieg über Russland, würde man weitersehen, wie man mit den "hartnäckigen, sturen Inselvolk" zu verfahren hätte, 
so meinte "der Führer" und das Oberkommando der Wehrmacht.
 



 
Die angezeigte Liste der Liegeplätze des Geschwaders ist nicht vollkommen!
Das JG 27 wechselte 1940 öfter seine Horste.
Das hier angegebene Verzeichnis will nur die wichtigsten Einsatzhäfen nennen.



 
 
Mai 40, Der Westfeldzug.
April 41, Auf dem Balkan.
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